Systemische Beratung und Therapie gehören zu den „psychologischen“ Verfahren und sind inzwischen anerkannt.
Die Systemik beschäftigt sich, wie der Name schon sagt, mit Systemen. Nun bestehen Systeme aus Einzelteilen, der systemische Berater oder Therapeut spricht von „Anteilen“, und kleinere Systeme sind meistens Bestandteil größerer Systeme. Ein menschliches Beispiel: Sie selbst haben verschiedenen Persönlichkeitsanteile, z.B. einen inneren Antreiber und einen inneren Faulenzer. Was ist denen wichtig? Und wie verhalten sie sich zueinander? Rufen die beiden öfter mal den inneren Vermittler oder Friedensstifter, um ihre Auseinandersetzungen zu schlichten? Und wie geht das aus?
Und dann haben Sie im Leben natürlich verschiedene „Rollen“ inne: Sie sind z.B. ein Partner in einer Zweierbeziehung, vielleicht auch Vater oder Mutter, gleichzeitig aber auch das Kind Ihrer Eltern. Wie kommen Sie damit zurecht? Welche Beziehung laufen nach Ihren Wünschen, in welchen gibt es Probleme? Und wenn es Probleme gibt, wie hätten Sie es denn gerne anders? Dann sind Sie als eigenständiges System Mensch meist Mitglied, also Anteil, einer Familie, eines Freundeskreises und beruflich Angehöriger einer Firma. Wie laufen diese Teile Ihres Lebens? Wo läuft es traumhaft, wo gibt es Schwierigkeiten?
Im Zentrum einer jeden Beratung steht natürlich der Mensch mit seinen individuellen Problemen und Ängsten einerseits und seinen Zielen, Wünschen und Träumen andererseits. Der Therapeut weiß zunächst nichts über seinen Klienten und kann „nur“ durch das Gespräch Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt erhalten. Dabei geht die systemische Beratung immer davon aus, dass es nur einen Experten für das Individuum „Klient“ gibt, und das ist der Klient selbst. Der systemische Berater sucht also das Gespräch. Nun gibt es Menschen, die das Bedürfnis haben, sich mitzuteilen. Das ist für den Therapeuten super. Dann gibt es Menschen, die machen sich zu Fragen ihre Gedanken und teilen diese dann mit. Auch super. Und dann gibt es Menschen, denen muss man „die Würmer aus der Nase ziehen“. Eher eine Herausforderung. Zu welchen Gruppe Sie auch immer gehören, Sie werden eine Menge erwarteter und v.a. unerwarteter Fragen gestellt bekommen, die Sie hoffentlich auch anregen werden, über sich und Ihre Situation nachzudenken, umzudenken, Lösungen zu finden und neue Wege zu beschreiten.
Die systemische Beratung hat dann noch einen „Werkzeugkoffer“ für Sie bereit. Systemiker machen Anteile eines Systems und ihre Beziehungen untereinander gerne sichtbar, z.B. indem der Klient Tiere für seine in Konflikt stehenden Anteile auswählt und sie gruppiert. Und in einem zweiten Schritt sind dann Klient und Therapeut ganz gespannt, was passiert, wenn Veränderungen „ins Spiel“ kommen. Es können auch Familien oder andere Gruppen aufgestellt werden. Dazu werden nicht unbedingt andere Menschen gebraucht, stellvertretende Klötzchen haben auch ihre Wirkung! Oder Beziehungskreise: Sie legen einen Kreis um sich. Stehen Sie im Zentrum oder eher am Rand? Wieviel und wo überlappt Ihr Kreis mit dem Ihres Partners? Oder wie verändern sich Überlappungen von Beziehungskreisen mit Ihren Kindern, wenn diese in die Schule oder Pubertät kommen oder das elterliche Haus verlassen? Und wie kommen Sie damit zurecht?
All dies und noch viel mehr passiert während einer systemischen Beratung. Ich finde es immer wieder spannend und bin froh, diese Methode für die psychologischen Belange meiner Patienten gewählt zu haben.